Bereits zu Beginn meines Berufslebens wollte ich irgendwie mehr. Mehr vom Job, mehr vom Leben, mehr von allem. Auch wenn ich vor einigen Jahren noch nicht wusste, dass das was ich da tue vermutlich nicht das sein wird, was mich langfristig erfüllt, so wusste ich doch, dass ich gerne mehr machen möchte, das ich Menschen (oder Lebewesen) helfen, einfach Gutes tun möchte. An Aktivismus habe ich damals nicht gedacht.
Ich habe immer Leute in sozialen Berufen oder in der Pflege bewundert, Ärzte, Lehrer, Menschen, die helfen und geben, Menschen die einen echten Mehrwert bieten. Auch Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, haben mich schon immer inspiriert. Doch irgendwie dachte ich nie, dass ich das auch könnte. Ich dachte, dass ich so nicht sei, das meine Talente und Fähigkeiten woanders liegen. Dabei war ich schon als Kind sehr fürsorglich, hilfsbereit und häufig der Kummerkasten meiner Freundinnen. Doch damit macht man ja keine Karriere, sagt man.
Raus aus dem Kopf
Mit den Veränderungen in meinem Leben vor etwa 2 Jahren, angefangen mit der Ernährung, begann ich immer mehr meine Gedanken und Gedankenmuster zu hinterfragen. Wer ist eigentlich dieser „man“, der einem immer alles vorschreibt? Warum muss ich denn so sein wie die Gesellschaft es erwartet? Was wäre denn, wenn ich anders bin, wenn ich ich bin, wenn ich mehr auf mein Herz höre? Wie würde es sich denn anfühlen, wenn ich Dinge täte, die ich an anderen bewundere?
Es gibt nur einen Weg das heraus zu finden: raus aus der Komfortzone, raus aus dem Kopf und einfach machen, ausprobieren. Für mich war klar, ich möchte etwas tun und mich engagieren. Ich möchte rausgehen und Menschen bewegen. Denn mit meinen Fähigkeiten gut zu organisieren und strukturiert zu arbeiten, gleichzeitig aber auch kreativ und kommunikativ zu sein, lässt sich bestimmt allerhand bewirken. Doch wo mitmachen und was genau tun?
Die Wahl der richtigen Organisation
Durch die Veränderungen in meiner Lebensweise wurde ich nach und nach auf immer mehr Tierschutz-, Naturschutz- und andere Hilfsorganisationen aufmerksam. Es gibt so viele verschiedene Arten zu helfen, auf Dinge aufmerksam zu machen und das für so viele verschiedene Themen. Auf Events wie dem Veganen Straßenfest in Hamburg oder Hand in Hand für Tierrechte bin ich unter anderem der Albert Schweitzer Stiftung begegnet. Ich habe mich dann ein bisschen mehr mit deren Arbeit auseinander gesetzt. Mir gefiel die Mission und Herangehensweise mit dem Ziel die Massentierhaltung abzuschaffen und das durch eine Vielzahl an Maßnahmen.
Und so ging ich zu meinem ersten Planungstreffen im Dezember 2018, wo jeder der Interesse hat, einfach dazu kommen kann. Und ich merkte schnell, hier sind Gleichgesinnte und hier kann ich etwas bewirken und geben. Mit der Zeit habe ich auch noch andere Aktivisten aus anderen Organisationen (PETA ZWEI, Greenpeace, ARIWA, Animal Equality und Anonymous for the Voiceless um nur ein paar andere zu nennen) kennengelernt und an einigen Aktionen teilgenommen, mal als „Helfer“, mal als Teilnehmer.

Als Aktivistin auf der größten Tierrechtsdemo Deutschlands
Ein Highlight war der Animal Rights March letzte Woche in Berlin. Das ich da dabei bin, stand schon lange fest. Ich habe mich dann aber noch recht kurzfristig als freiwillige Helferin gemeldet. Ich wollte auch hier einfach mehr tun, als „nur“ zu demonstrieren. Und es wurde zur bisher größten Tierrechtsdemo Deutschlands mit rund 5.500 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, also ein voller Erfolg.

© Tobias Hess | Photography

© Tobias Hess | Photography
Organisiert vom Tierrechtsaktivistenbündnis fand die Demonstration bei bestem Wetter am Sonntag durch Berlin-Mitte statt. Der laute, bunte und vor positiver Energie kaum zu übertreffende Marsch zog vorbei an vielen Cafés und Restaurants, Touristen und Kiez-Bewohnern. Mit der Demonstration und anschließenden Abschlusskundgebung wurde auf die Ausbeutung der Tiere durch den Menschen sowie auf deren Auswirkung auf Klima, Umwelt und Welthunger aufmerksam gemacht.

Als Helfer konnte ich es oft kaum glauben wie viele wir waren. Viele Teilnehmer*innen waren so voller Herzblut dabei. Es gab unzählig tolle und kreative Plakate und Banner, mitreißende Chants und energetisierende Rhythmen durch Drums over Knives. Wie auch bei anderen Veranstaltungen vorher habe ich ein Gefühl der Zugehörigkeit erlebt. Es ist ein Gefühl, nicht allein für eine bessere Welt zu kämpfen. Und das ist so wichtig!
Jeder macht einen Unterschied
Das Gefühl durch meinen Aktivismus nun nicht mehr nur passiv zu sein, sondern aktiv mitgestalten zu können, hat mich von Anfang mit diesem unbeschreiblich schönen Gefühl belohnt. Es ist ein Gefühl von Erfüllung, meine Stimme zu nutzen und mich stark zu machen für alle Lebewesen und unser zu Hause auf dem Planeten Erde. Nicht darauf warten zu müssen bis im Außen etwas passiert oder die Politik etwas ändert, sondern selbst aktiv zu sein.
Ich weiß, dass viele denken, das man doch damit noch nichts erreicht, verändert oder bewirkt. Was erreichen schon ein paar Aktivisten auf der Straße? Viele Menschen in meinem Umfeld denken so und auch ich habe noch vor nicht allzu langer Zeit so gedacht. Doch ich bin überzeugt, dass jede noch so kleine Tat von jedem einzelnen von uns, etwas bewirken kann, wenn auch nur im kleinen. Mich macht es schon unfassbar glücklich, wenn Menschen mir später sagen, dass sie noch lange über etwas nachgedacht haben, was ich gesagt habe. Oder das ich ihnen geholfen oder einfach nur einen guten Tipp gegeben habe. Und wenn ich mir vorstelle, dass das viele Menschen täten, also anderen helfen, sie zum Nachdenken anzuregen, sich stark zu machen und für ihre Überzeugungen los zu gehen, dann habe ich Hoffnung und Vertrauen in eine bessere Zukunft.
Es gibt so viele Möglichkeiten sich zu engagieren und mit kleinen Dingen anderen zu helfen. Es muss ja nicht immer eine Demo sein oder eine Aktion in der Fußgängerzone. Gerade in Großstädten gibt es eine Vielzahl von Dingen, die man tun kann. Von Sachspenden für Bedürftige über eine Tandempartnerschaft mit Menschen, die auf Grund von Flucht oder Migration neu in Deutschland sind oder einfach Essen spenden an Obdachlose. Auch mit kleinen Dingen wie Müll auf der Straße aufheben, einen fremden Menschen anlächeln oder deinen Mitmenschen ein Kompliment machen, kannst du Gutes tun. Und ich bin überzeugt, dass jeder von uns damit einen Unterschied machen kann.
Für mich steht fest, dass ich mich weiter einsetzen und engagieren werde, auch wenn ich dafür kein Geld oder Ruhm oder eine sichere Rente bekomme. Mich erfüllt es von Herzen und das ist mehr wert als alles andere.
Wofür machst du dich stark oder was hält dich vielleicht noch davon ab? Schreib mir gerne in die Kommentare. <3
[…] können du und ich tun? Als Aktivistin für die Albert Schweitzer Stiftung (siehe mein Blogpost zum Aktivismus) engagiere ich mich bei mehreren Aktionen zur Klimawoche in Hamburg. Die 11. Hamburger Klimawoche […]